Donnerstag, 25. Juli 2019

Lilly - Offener Brief an Verlage und Literaturagenturen


Offener Brief

 an

Verlage & Literaturagenturen





Sehr geehrte Damen und Herren,

eines möchte ich von vornherein festhalten. Dies ist kein Angriff! Es ist nur ein Gedanke, der mich, schon seit einiger Zeit immer wieder beschäftigt und idealerweise ist es ein Gedankenanstoß für manche.

Das Thema, um das es mir geht, ist:


„Wertschätzung“

 Etwas was selbstverständlich sein sollte, aber oft im stressigen Alltag vergessen wird.

Im speziellen geht es mir heute um die gängige Praxis in Verlagshäusern & Agenturen, dass bei abgelehnten Manuskripten keine Meldung an den Autor erfolgt. Eine Handhabung die früher, als jeder Brief per Hand getippt, frankiert und versendet werden musste, durchaus ihre Berechtigung hatte. Damals wäre der administrative Aufwand einfach zu hoch gewesen.

Doch in der heutigen Zeit, in der man mit zwei Mausklicks einen Textbaustein einfügen und mit einem weiteren die entsprechende E-Mail versenden kann, ist das einfach nicht mehr zeitgemäß.

Es geht mir nicht darum, dass man eine begründete Absage erhält, denn ich verstehe, dass dies nicht möglich ist. Ich rede von einer Standardnachricht, die einen einfach darüber informiert, dass der Verlag kein Interesse an dem Manuskript hat.

Warum ist das so wichtig?

Diese Mail mag banal klingen, aber für jemanden der ein Manuskript eingereicht hat, kann diese Mail, auch wenn sie eine Absage bedeutet, sehr wichtig sein. Sie sorgt für Klarheit und zeigt dem Autor zugleich, dass sich jemand um seine Einsendung gekümmert hat.

 Anders gesagt, dass seine Arbeit wertgeschätzt wurde, auch wenn es nicht zu einer Zusammenarbeit kommt.

Abhängig davon, wie bzw. ob eingereichte Manuskripte EDV-seitig erfasst werden, könnte man diesen Vorgang auch automatisieren, wenn ein Projekt, den Status abgelehnt erhält.

Wenn man noch mehr tun will, könnte man sogar soweit gehen, dass man eine entsprechende Standard-Email auch dann versendet, wenn das Manuskript „in die Prüfung geht“. Das könnte wie folgt aussehen:


„Sehr geehrter Autor, ihr Manuskript wird nun von unseren Mitarbeitern geprüft. Sobald wir zu einer Entscheidung gekommen sind, werden Sie von uns kontaktiert. Dies kann zwischen X und Y Wochen dauern, wir bitten Sie daher, um etwas Geduld und von etwaigen Nachfragen abzusehen.“

So könnte man mit Sicherheit auch die eine oder andere Nachfrage von Autoren von vorn herein vermeiden und so den administrativen Aufwand verringern. Und man gibt dem Autor wieder das Gefühl, dass er ernst genommen und seine Arbeit wertgeschätzt wird.
Eine Win-Win Situation.



Ich muss zugeben, dass ich selbst relativ wenig Erfahrungen mit Verlagen & Agenturenhaben, da ich mich sowohl bei „Grimoria“ als auch bei „Das Schicksal des Winters“ bewusst für den Weg des Self-Publishings entschieden habe. Dennoch befasse ich mich immer wieder mit der Materie, da ich immer wieder mit dem Gedanken spiele, das eine oder andere Manuskript auch auf diesen Weg zu veröffentlichen. Genau genommen, habe ich nur eine einzige Erfahrung gemacht, doch auch diese war eher negativ.

Als ich Anfang 2018 knapp vor dem Ende von „Das Schicksal des Winters“ stand, war ich mit einem Verlag unter anderem wegen meiner Bloggertätigkeit immer wieder in Kontakt. Irgendwann kamen wir auf mein Manuskript zu sprechen und ich wurde aufgefordert dies, trotz eigentlichen Einsendungsstopp, doch bitte einzureichen. Obwohl ich mich zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon fürs Self-Publishing entschieden hatte, reichte ich es am 11.02.2018 ein. Denn gerade als Debüt-Autorin lässt man sich so eine Chance natürlich nicht entgehen, wenn schon ein beliebter Verlag dein Manuskript sehen will. Dann begann das Warten. Ich wusste damals bereits, dass man mit langen Wartezeiten rechnen musste, als übte ich mich in Geduld.

Die Monate vergingen und als ich am 20.06.2018 noch immer keine Rückmeldung irgendeiner Art erhalten hatte, traute ich mich schließlich nachzufragen. Denn nach wie vor, war für mich klar, wenn dieser Verlag es doch nicht will, werde ich es wie geplant im Self-Publishing veröffentlichen. Und da ich diese Veröffentlichung gerne im Herbst 2018 platzieren wollte, wurde die Zeit langsam knapp.

Meine Nachfrage war höflich und enthielt nur die Bitte um Information, ob man schon abschätzen könne, ob das Manuskript für den Verlag von Interesse ist.

Tja, was soll ich sagen, auf die Antwort warte ich bis heute.

Das war für mich der Punkt, wo mir klar wurde, dass man mich dort als Autor weder ernstgenommen noch wertgeschätzt hatte.

Mein Fall ist kein Einzelfall und dieser Verlag nicht der Einzige, der dies so handhabt. Ich höre von meinen Autorenkolleginnen und Kollegen ständig dieselben Geschichten.

So geht man in der heutigen Zeit mit Geschäftspartnern einfach nicht um. Als Hauptberuf bin ich Sachbearbeiterin im Kundenservice, sitze also genau auf der anderen Seite. Da ist es mein Job, Kunden, Lieferanten etc. das Gefühl zu geben, dass jeder von Ihnen wichtig ist und ernst genommen wird. Daher weiß ich wie einfach sich dies oft bewerkstelligen lässt und was für einen großen Unterschied es in der Zusammenarbeit macht.



Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, diesen Brief zu lesen und ich hoffe, ich konnte damit einen Gedankenanstoß geben.

Mit freundlichen Grüßen,

Lilly London

P.S. Gerne darf dieser Brief geteilt, versendet, kopiert etc. werden, denn es ist ein offener Brief und je präsenter er medial ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er die richtigen Leute erreicht.