Dienstag, 22. August 2017

Let's talk about "Traummänner & andere Hirngespinste"



Traummänner und andere Hirngespinste


   




Allgemeine Informationen: 

"Traummänner und andere Hirngespinste" ist der Debütroman der deutschen Autorin Anna Fischer und wurde im Juli 2017 neu überarbeitet und mit zusätzlichen 100 Seiten erneut veröffentlicht. Das Buch erschien auf Selfpublisher Basis.







Das 361 Seiten lange Buch ist als e-Book (€ 0,99) und als Taschenbuch (€ 9,90) auf Amazon erhältlich. Das Buch ist außerdem über Kindle Unlimited lesbar.  

Das Cover finde ich persönlich sehr schön wobei es mich eher an eine Geschichte zur Charleston Zeit als im Hier und Jetzt denken lässt. Der Titel klingt vielversprechend und humorvoll und lässt auf eine lustige Story hoffen.


Klappentext:

Traummänner sind wie Einhörner: Jeder redet über sie, doch niemand hat sie je gesehen…

»Warum geriet ich ständig an Typen, die sich vom Prinzen auf dem weißen Pferd in einen eselreitenden Sancho Panza verwandelten?« 

Wegen vieler Negativ-Erfahrungen will Marietta der Liebe endgültig abschwören. Doch als sie nach einem Sturz mit Gehirnerschütterung ins Krankenhaus eingeliefert wird, verliebt sie sich in den Arzt. Zu ihrer großen Überraschung erwidert er ihre Gefühle. Allerdings stellt sich bald heraus, dass ihr neuer Traummann nur eine Halluzination ist. Der echte Arzt hat keinen blassen Schimmer von dem, was sich Marietta da zusammen gesponnen hat! Nur die wahre Liebe kann sie von diesem »Knacks« heilen. Doch wie soll man sich auf jemanden einlassen, wenn man ständig dieses nervige Hirngespinst vor Augen hat?

»Traummänner und andere Hirngespinste« ist eine romantisch-verrückte Liebeskomödie über die Suche nach sich selbst, den Platz im Leben und die Hoffnung, dass es irgendwo da draußen doch noch wahre Traummänner gibt.





Empfehlung (ohne Spoiler):


Ich habe mich um ein Rezensionsexemplar dieses Buches beworben, da mich Cover und Titel sehr angesprochen haben. Auch den Klappentext fand ich in Ordnung, auch wenn er für meinen Geschmack etwas zu viel verrät.

Mir gefiel die Idee mit dem Hirngespinst und da der Roman als Liebeskomödie bezeichnet wurde (ganz vorne im Buch) freute ich mich schon auf witzige Dialoge und Missverständnisse.
Diese bietet das Buch auch zum Teil. Wobei ich sagen muss, dass ich mich in den ersten 30% des Buches wesentlich besser amüsiert hätte, wenn ich nicht von vornherein gewusst hätte, dass der vermeintliche Traummann eine Halluzination ist. Dadurch war es eher ein warten darauf bis es Marietta erkennt.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und man kommt daher relativ gut in die Geschichte rein. Etwas eigentümlich ist, dass beinahe jede Unterhaltung nacherzählt wird. Meist fängt ein Dialog mit 2-3 direkten Reden an, der weiter Verlauf des Gespräches wird aber von Marietta nach erzählt. Was ich sehr schade fand, da gerade die Unterhaltungen oft sehr amüsant waren. Aber das ist wie so vieles Geschmackssache.

Leider muss ich auch sagen, dass mir die Geschichte, die durchaus Potenzial hat, von der Protagonistin verdorben wurde. Diese war so gar nicht mein Fall. Natürlich sind Geschmäcker verschieden aber ich persönlich fand sie wahnsinnig unsympathisch. Sie war herrisch, gehässig, gekünstelt und undankbar. Allerdings bessert sich das ab ca. der Hälfte des Buches und ich gab ihr nochmals eine Chance denn irgendwie passt es auch zu der Story dass Marietta eine persönliche Wandlung durchmacht. Also nicht verzweifeln oder aus diesem Grund abbrechen, denn es wird besser.
Während des Lesen kam mir der Gedanke, dass sich diese Story aus der 3rd Person Perspektive besser lesen lassen würde. Da man dann nicht in der "unsympathischen" Variante von Marietta drin steckt sondern sie mit einem gewissen Abstand beobachten könnte. 

Des Weiteren hat es mich gestört, dass die Charaktere, vor allem Marietta, inkonsequent entwickelt waren. Beispielsweise ärgert sie sich anfangs über die Unordnung die ihr Freund Marc in der Wohnung anrichtet aber gegen Mitte des Buches sagt sie, sie hätte keinen Ordnungssinn und sogar ihre Freundin scheltet sie dafür, dass bei ihr ständig Unordnung herrscht.
In der zweiten Hälfte des Buches tauchen dann leider auch noch zwei Logikfehler auf, was weiteren Punkteabzug bedeutet. 

Was mich zusätzlich stutzig macht, ist dass ich eben, als ich die Eckdaten für meinen Blogbeitrag auf Amazon zusammengesucht habe, sah, dass das Buch unter anderem in den Kategorien Ratgeber - Psychologie und Hilfe und Fachbücher - Psychologie gelistet ist. Was natürlich unter keinen Umständen richtig ist. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass dies ein Fehler von Amazon ist und keine gewollte Listung durch die Autorin um die Sichtbarkeit zu verbessern (denn dort gibt es ja deutlich weniger Veröffentlichungen und Verkäufe). 

Ich empfehle dieses Buch nur bedingt weiter. Ich empfehle jeden sich die Leseprobe vorab herunterzuladen, damit man sich ein Bild machen kann, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. KEINESFALLS empfehle ich es als psychologisch wertvollen Ratgeber oder ähnliches weiter. Es ist eine Liebeskomödie!

EDIT: Das Buch ist inzwischen nicht mehr und den beiden Psychologie Kategorien eingeordnet dafür aber unter Esoterik, was genauso nicht zutrifft.


Also kommen wir zur Bewertung:



   3 von 10 Lilly Blüten




Let's talk about (Achtung Spoiler!):


Wie ich ja bereits in der Empfehlung erwähnt habe, kam ich mit der Protagonisten anfangs gar nicht klar. Ich fand sie so dermaßen unsympathisch. Zum Beispiel auch als sie gedanklich über ihre Nachbarin herzog, die joggen ging. Daher muss ich zugeben, dass ich Marietta den Sturz ein wenig gegönnt habe. Frei nach dem Motto "Keep calm and let Karma finish it"

Doch auch ihr sinnbildlicher Sturz vom hohen Ross, ändert vorerst nichts an ihrer, sagen wir mal, speziellen Art. Zum Teil agiert sie wie ein trotziges Kind (gegenüber Trudi als diese ihre Beziehung zu Hannes (Hirni) hinterfragt), ist uneinsichtig und hat keinerlei Selbstreflektion. Zum dem ist sie eine Drama Queen. 
Ihre Stimmung wechselt sprunghaft zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Was mich spekulieren lies, ob sie manisch/depressiv ist. 

Als Marietta dann anhand der absolut peinlichen Situation im Krankenhaus klar wird, dass "ihr Hannes" nur eine Halluzination ist entgeht sie wohl gerade noch so der geschlossenen Anstalt. Sie macht sich also erneut auf zu ihrem Therapeuten Paul. Das Paul sie gerne hat ist eigentlich von Anfang an offensichtlich. Ich hatte ihn zwischenzeitlich sogar in Verdacht, dass er ihr Hirni bei der ersten Hypnose eingepflanzt hat um sie wiederzusehen und sie zu zwingen sich mit ihren Problemen auseinander zu setzen.

Ich bin zwar prinzipell ein offener Mensch auch was alternative Behandlungsmethoden betrifft, aber eine plötzlich auftretende "körperliche" Halluzination mit der eine Kommunikation möglich ist, ist nun mal kein "kleines" Problemchen. Sondern eher ein psychotischer Schub und ich fand Pauls fast schon gleichgültigen Umgang mit der Situation seltsam. Ehrlich gesagt sogar unglaubwürdig. Mitunter war dies einer der Gründe warum ich ihn verdächtigt hatte.

Ebenfalls seltsam finde ich, dass Marietta, die sonst so um den schönen Schein bemüht war, einen potenziellen Traummann im Supermarkt erzählt, dass sie sich aufgrund einer Halluzination erschreckt habe. Dass passt überhaupt nicht zu ihr. Womit wir wieder bei der inkonsequenten Charakter-Entwicklung wären. Sehr gut zu ihr passt allerdings die Tatsache, dass sie Pauls eigentliche Aussage komplett ignoriert und die Heilung bei einem Mann sucht. Die verbissene Suche nach jenem Prachtexemplar ist auch für mich als Leser richtig anstrengend. Marietta findet nicht nur an allen etwas auszusetzen sondern ist auch wahnsinnig oberflächlich. Was sich besonders bei ihrem Rendezvous mit Klaus zeigt. Als sie für sich beschlossen hat, er käme nicht als Partner in Frage, lässt sie nicht den Abend einfach nett ausklingen um es dann in einer Bekanntschaft enden zu lassen. NEIN, sie wirft ihm herzlos und unfreundlich an den Kopf dass er im übertragenen Sinne ihren Ansprüchen nicht genügt. Der Arme Kerl. Ich hätte sie in diesem Moment erwürgen können. 

Gott sei Dank ändert sich ihr Verhalten ab der Mitte des Buches und sie wird sympathischer, auch wenn wir in diesem Leben keine besten Freunde mehr werden. Denn nach wie vor ist sie eine gehässige Person, was sich wieder zeigt als sie in der kleinen Boutique ein Kleid für die Oper aussuchen will und die "stämmige" Braut sieht und nicht weiß ob sie sie auslachen soll oder Mitleid haben - ich meine ernsthaft? 

Die erste Szene in der mit Marietta richtig sympathisch erschien, war beim Frühstück mit Paul. Generell scheint die Chemie zwischen ihr und Paul zu stimmen, denn auch die kommenden Treffen finde ich sehr schön. Pauls Geschichte über seinen missglückten Heiratsantrag fand ich sehr berührend.  Spätestens bei ihrem letzten Besuch in seiner Wohnung, als sie ihm von Hannes erzählt hat, war klar dass Paul tatsächlich in Marietta verliebt ist. Denn seine Eifersucht ist offensichtlich.

Das Wiedersehen mit dem echten Hannes fand ich auch sehr schön, da Marietta sehr souverän auftrat und sich ihm nicht sofort zu Füßen warf. Auch scheint Hannes selbst ein unheimlich lieber Kerl zu sein der nur die besten Absichten ihr gegenüber hat. 

Leider haben sich gegen Ende des Buches zwei gewaltige Logikfehler eingeschlichen.

Nummer eins bezieht sich auf Hannes und seine Kenntnisse über Hirni. Denn Marietta hat ihm bereits beim ersten Date in ihrer Wohnung, während des Essens erzählt das sie zurzeit von einer Halluzination durch den Tag begleitet wurde. Was Hannes kommentarlos hinnahm, was mich sehr verwunderte. Somit ist die große Offenbarung beim Besuch in seinem Haus eigentlich gar keine Mehr.

Nummer zwei bezieht sich auf die vermeintlich vergessene Gitarre bei Paul. Diese hat Marietta aber definitiv nicht vergessen, was sogar zweimal explizit beschrieben ist. zum einen heißt es am Ende von Kapitel 19

"Ich schulterte meine Gitarre und öffnete die Haustür. "Ich freue mich auf Dienstag" [...] Er schloss die Tür, kaum, dass ich mich umgedreht hatte.

Jetzt könnte man natürlich argumentieren, dass sie die Gitarre vllt., aus welchen Grund auch immer, in seinem Hausflur vergessen hat. Doch Kapitel 20 wird mit folgenden Satz eröffnet:

Ich verstaute die Gitarre in meinem Wagen und fuhr zum Hafen, um dort eine Runde spazieren zu gehen. 

Dieser Logikfehler zerstört leider so ein bisschen das romantische Ende, da es einfach nicht stimmig ist. 

Ich persönlich empfand den Epilog als unnötig. Ich finde er zerstört das eigentlich schöne (wenn auch etwas unstimmige) Happy End. Auch sehe ich keinen Sinn dahinter. Warum sollte Hannes plötzlich halluzinieren? Er macht nicht den Eindruck als wäre er so verzweifelt wie Marietta es war oder würde sich für eine Frau so verbiegen. Mich hat der Epilog eher wütend gemacht, da ich mir dachte, womit hat dieser arme Kerl dass jetzt verdient? 

Wie seht ihr dass mit dem Epilog?

Wie fandet ihr das Buch im generellen?

Kamt ihr mit Marietta besser zurecht?

Für wen hättet ihr euch entschieden? Paul oder Hannes?

Wie findet ihr die Darstellung psychischer Probleme in dem Buch?


Alles liebe 

eure nicht begeisterte Lilly 😘




















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